1.Mai

Auch in die­sem Jahr betei­lig­ten wir uns zum Mai­fei­er­tag an der Ehrung der Neus­ser Kämp­fe­rin­nen und Kämp­fer gegen den Faschis­mus. An den Grä­bern von A. Höh­feld und H. Düll­gen leg­ten wir ein Blu­men­ge­steck nie­der. Unse­re Kreis­vor­sit­zen­de hielt als Mit­glied der VVN/ BdA fol­gen­de Rede:

Dass wir uns hier tref­fen, an den Grä­bern der Neus­ser Wider­stands­kämp­fer Her­mann Düll­gen und August Höh­feld, hat den Sinn, aus der Geschich­te Leh­ren für die Gegen­wart zu zie­hen. Wenn wir die Neus­ser Wider­stands­kämp­fer ehren, so ehren wir mit ihnen den opfer­rei­chen Kampf der Völ­ker gegen den Faschis­mus, die­se mör­de­ri­sche, men­schen­feind­li­che Ideo­lo­gie, die in Welt­krieg und Sho­ah 60 Mil­lio­nen Men­schen um ihr Leben brachte.

Aus der Geschich­te ler­nen heißt, aus Tat­sa­chen ler­nen. Wir sind damit kon­fron­tiert, dass der Krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne wie­der Leben frisst. Jeder Krieg ist auch ein Krieg um die Köp­fe, und die­ser Krieg um die Köp­fe spielt sich nicht irgend­wo im Osten Euro­pas ab, son­dern hier bei uns. Er wird geführt mit den Mit­teln der Macht und mit viel Geld und Druck und mit der Täu­schung, der Halb­wahr­heit und der fre­chen Lüge.

In der öffent­li­chen Wahr­neh­mung ist die­sem Krieg die Wur­zel genom­men wor­den. Der 24. Febru­ar mar­kie­re eine Zei­ten­wen­de heißt es, seit die­sem Tag sei alles anders, Gewiss­hei­ten, die man am Tag zuvor noch hat­te, sei­en über­holt, so das gän­gi­ge Nar­ra­tiv. Das ist die Grund­lü­ge. Hier, an die­sem Ort, ist schon seit Jah­ren vor dem kom­men­den Krieg gewarnt wor­den, erin­nern Sie sich? Es wur­de sogar vor­her­ge­sagt, wo er statt­fin­den wird, denn in Wirk­lich­keit hat er nicht am 24. Febru­ar begon­nen, son­dern spä­tes­tens vor acht Jah­ren. Die kurz­ge­fass­te Geschichte

Die Ukrai­ne war für den Wes­ten der Schluss­stein der in den Neun­zi­gern begon­ne­nen Ein­krei­sung Russ­lands. Die mit Mil­li­ar­den Dol­lar gespon­ser­ten Mai­dan-Pro­tes­te führ­ten am 22. Febru­ar 2014 zu einem blu­ti­gen Putsch gegen den gewähl­ten Prä­si­den­ten. Einen Tag spä­ter wur­de das Gesetz über Regio­nal­spra­chen außer Kraft gesetzt, das dem Rus­si­schen in den Gebie­ten vor allem im Osten der Ukrai­ne den Sta­tus einer zwei­ten Staats­spra­che ein­räum­te. Im März wur­den offe­ne Faschis­ten in die Regie­rung auf­ge­nom­men. Lin­ke Par­tei­en und Bewe­gun­gen wur­den ver­bo­ten. Mit­te April lei­te­te die Armee der Ukrai­ne eine „Anti­ter­ror­ope­ra­ti­on“ gegen Oppo­nen­ten der Kie­wer Jun­ta in den ost­ukrai­ni­schen Gebie­ten Lug­ansk und Donezk ein. Unge­ach­tet die­ses Mili­tär­ein­sat­zes fan­den am 11. Mai 2014 in den nicht von der Armee beherrsch­ten Tei­len von Lug­ansk und Donezk Refe­ren­den für die Unab­hän­gig­keit statt. Im Gebiet Donezk stimm­ten 89 Pro­zent, im Gebiet Lug­ansk 96 Pro­zent der Wäh­ler für die Unab­hän­gig­keit. Am 12. Mai erklär­ten die Donezk und Lug­ansk ihre Unab­hän­gig­keit als Volks­re­pu­bli­ken. Am 2. Juni 2014 bom­bar­dier­ten ukrai­ni­sche Flug­zeu­ge Lug­ansk. Am 9. Mai 2015 schos­sen Pan­zer in Mariu­pol, also außer­halb des Gebiets der Volks­re­pu­bli­ken, eine Demons­tra­ti­on zur Fei­er des « Tags des Sie­ges » über den deut­schen Faschis­mus zusam­men. Seit­her ver­ging kaum ein Tag, an dem nicht in die « Volks­re­pu­bli­ken » hin­ein­ge­schos­sen wur­de. An der soge­nann­ten Kon­takt­li­nie sind haupt­säch­lich offen faschis­ti­sche Batail­lo­ne sta­tio­niert. 14 000 Men­schen sind seit 2014 durch die Kämp­fe ums Leben gekom­men. Kiew hat in all den Jah­ren die vom Minsk-II-Abkom­men gefor­der­ten Ver­hand­lun­gen mit den Volks­re­pu­bli­ken hin­ter­trie­ben, die Garan­tie­staa­ten Deutsch­land und Frank­reich lie­ßen ihre Schütz­lin­ge gewäh­ren. bis hin zu Plä­nen zur Rück­erobe­rung im Herbst letz­ten Jah­res. Denk­mä­ler, die an den gemein­sa­men Kampf der Völ­ker der Sowjet­uni­on erin­ner­ten, wur­den geschleift, Statt­des­sen wur­de der ukri­ni­sche Nazi und Mas­sen­mör­der Ste­pan Ban­de­ra zum Natio­nal­hel­den ver­klärt. Von die­sen Vor­gän­gen nah­men die Medi­en unse­res Lan­des kaum Notiz.

Wer die­sen Hin­ter­grund für sei­ne Mei­nungs­bil­dung berück­sich­tigt, wird der­zeit von einer wie ent­fes­selt agie­ren­den Meu­te aus Medi­en und der soge­nann­ten « Mit­te der Gesell­schaft » denun­ziert und nie­der­ge­brüllt. Ein Opfer die­ser Kam­pa­gne wur­de jüngst der ehe­ma­li­ge Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel, weil er es gewagt hat­te, Kri­tik am Bot­schaf­ter der Ukrai­ne, dem Ban­de­ra-Ver­eh­rer Andrij Mel­nik, zu üben.

Dies alles recht­fer­tigt nicht, dass Russ­land am 24. April mit dem völ­ker­rechts­wid­ri­gen Angriffs­krieg in die Ukrai­ne begon­nen hat. Die VVN-BdA hat das im Sin­ne der Losung: „Nie wie­der Krieg!“ vom ers­ten Tag an ver­ur­teilt. Wir haben gefor­dert: „Die Waf­fen nie­der“ und „Rück­zug der Truppen.“

Unse­re kla­re Bot­schaft war und ist: „Krie­ge lösen kei­ne Pro­ble­me – Dees­ka­la­ti­on und Ver­hand­lun­gen sind das Gebot der Stunde.“

Daher leh­nen wir ein­deu­tig jeg­li­che Waf­fen­lie­fe­rung in die Ukrai­ne ab. Sie hel­fen nicht den Men­schen, sie sind nur Brand­be­schleu­ni­ger für die­sen Krieg, trei­ben die Opfer­zah­len auf bei­den Sei­ten in die Höhe und ver­stär­ken das Leid der Zivilbevölkerung!

Für uns ist die Losung „Nie wie­der Krieg!“ untrenn­bar ver­bun­den mit der Losung „Nie wie­der Faschis­mus!“. Daher sind wir auch nicht bereit, unein­ge­schränk­te Soli­da­ri­tät mit allen gesell­schaft­li­chen Kräf­ten und Grup­pie­run­gen in der heu­ti­gen Ukrai­ne zu üben.

Noch Anfang Febru­ar 2022 haben uns ukrai­ni­sche Freun­de vom Anti­fa­schis­ti­schen Komi­tee, der jüdi­schen Gemein­schaft und dem ukrai­ni­schen Kriegs­ve­te­ra­nen­ver­band der Kämp­fer des „Gro­ßen Vater­län­di­schen Krie­ges“ dra­ma­ti­sche Bil­der und Berich­te über mas­si­ven Anti­se­mi­tis­mus, Ban­de­ra-Ver­herr­li­chung, den Ter­ror der neo­fa­schis­ti­schen Schlä­ger­ban­de des „Pra­vi Sek­tor“ und das gewalt­tä­ti­ge Auf­tre­ten des Asow-Batail­lons, das sich in der „heroi­schen Tra­di­ti­on“ der ukrai­ni­schen Nazi-Kol­la­bo­ra­teu­re ver­steht und zur ukrai­ni­schen Natio­nal­gar­de gehört, übermittelt.

Nein, mit sol­chen Kräf­ten kann es kei­ne Soli­da­ri­tät geben.

Soli­da­risch sind wir aber mit der ukrai­ni­schen Zivil­be­völ­ke­rung, die durch die­sen Krieg – nach den Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Bür­ger­krieg nach dem Mai­dan 2014 – ein wei­te­res Mal grau­sam in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wird, wenn sie sich zwi­schen den Kampf­li­ni­en befin­det und oder durch rus­si­sche Rake­ten­an­grif­fe um ihr Hab und Gut, ihre Woh­nun­gen oder gar um ihr Leben gebracht wird. Die­se Men­schen brau­chen unse­re Soli­da­ri­tät und Hilfe.

Daher begrü­ßen wir die Bereit­schaft zur Auf­nah­me von Kriegs­flücht­lin­gen aus der Ukrai­ne ohne jeg­li­che Einschränkungen.

Nie­mand, der vor Krieg flüch­tet – und zwar egal, wo die­ser Krieg statt­fin­det – darf zurück­ge­wie­sen werden.

Wir for­dern daher die Ein­rich­tung siche­rer Flucht­we­ge auch für Men­schen aus Staa­ten wie Afgha­ni­stan, dem Irak, Liby­en und Syri­en, deren Län­der in der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit völ­ker-rechts­wid­ri­gen Angriffs­krie­gen aus­ge­setzt waren und unter den Fol­gen immer noch leiden.

Wenn wir nach vor­ne bli­cken, dann erklä­ren wir als VVN-BdA:

Wir for­dern sämt­li­che Staa­ten dazu auf, end­lich die tod­brin­gen­de Spi­ra­le von Rüs­tung und Gegen­rüs­tung zu durch­bre­chen und Maß­nah­men der Ent­span­nung ein­zu­lei­ten! Dazu brau­chen wir kei­ne 100 Mrd. Auf­rüs­tung in Deutschland!

Wer eine Dees­ka­la­ti­on der Lage will, muss zurück­keh­ren zu Ver­hand­lun­gen und ver­trau­ens­bil­den­den Maß­nah­men zwi­schen NATO und Russland.

Nicht Waf­fen­ex­por­te und Auf­rüs­tung der ukrai­ni­schen Armee schaf­fen Frie­den, son­dern nur die Schaf­fung einer gemein­sa­men Sicher­heits­ar­chi­tek­tur, die die Inter­es­sen aller euro­päi­schen Staa­ten berück­sich­tigt, wie es 1975 in der Kon­fe­renz für Sicher­heit und Zusam­men­ar­beit (KSZE) schon ein­mal gelun­gen ist.

Es geht um die Wie­der­her­stel­lung der Prin­zi­pi­en des Völ­ker­rechts in den inter­na­tio­na­len Bezie­hun­gen. Dies ist aktu­el­ler denn je. Dafür müs­sen sich die Frie­dens­kräf­te in allen euro­päi­schen Län­dern laut­stark einsetzen.

Damit kann Frie­den für die Men­schen in der Ukrai­ne und in ande­ren Tei­len der Welt geschaf­fen werden!

Nie wie­der Faschis­mus! Nie wie­der Krieg!