Staats­dien­li­che Vergangenheitsbewältigung

Erklä­rung der DKP Rhein-Kreis Neuss zum Kriegs­en­de am 8. Mai 1945

Dass sich das sowje­ti­sche Ehren­grab auf dem Neus­ser Haupt­fried­hof noch kürz­lich in einem unge­pfleg­ten Zustand befand, sym­bo­li­siert den herr­schen­den Umgang mit dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges, der durch Ver­nach­läs­si­gung der his­to­ri­schen Fak­ten geprägt ist. Ange­legt wur­de das Mas­sen­grab einst, um eine Gedenk­stät­te zu errich­ten für 341 Män­ner, Frau­en und Kin­der aus der Sowjet­uni­on, Polen, Jugo­sla­wi­en, Grie­chen­land und der Tsche­cho­slo­wa­kei, die zumeist als Zwangs­ar­bei­ter nach Deutsch­land ver­schleppt wor­den waren und der­ge­stalt zu Opfern des Hit­ler­fa­schis­mus wur­den, die man nicht ver­ges­sen sollte.

Durch Geschichts­ver­ges­sen­heit bestimmt war der geschichts­po­li­ti­sche Umgang mit dem 8. Mai des Jah­res 1945 nicht immer. Wäh­rend er in der sozia­lis­ti­schen DDR stets als Tag der Befrei­ung vom Hit­ler­fa­schis­mus gefei­ert wur­de, betrau­er­te man ihn in der kapi­ta­lis­ti­schen BRD lan­ge Zeit als Tag der Nie­der­la­ge Deutsch­lands. Grund­sätz­lich änder­te die bun­des­deut­sche Geschichts­po­li­tik sich erst 1985, als der amtie­ren­de Bun­des­prä­si­dent von Weiz­sä­cker den 8. Mai als „Tag der Befrei­ung von dem men­schen­ver­ach­ten­den Sys­tem der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt­herr­schaft“ bezeichnete.

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Ehren­des Andenken

Geden­ken an den anti­fa­schis­ti­schen Wider­stand in Neuss 1933 – 1945

Ihr Kampf unser Auftrag 

Das tra­di­tio­nel­le Geden­ken zu Ehren der Neus­ser Wider­stands­kämp­fe­rin­nen und ‑kämp­fer am Ers­ten Mai kann in die­sem Jahr unter den Bedin­gun­gen der Coro­na-Pan­de­mie nicht wie gewohnt statt­fin­den. Den­noch will die DKP Neuss-Dor­ma­gen den Tag nicht ohne Wür­di­gung die­ser muti­gen Bür­ge­rin­nen und Bür­ger unse­rer Stadt ver­strei­chen las­sen. Daher legt sie auch in die­sem Jahr Blu­men an den Grä­bern von August Höh­feld und Her­mann Düll­gen nie­der, die ihren Kampf gegen den Faschis­mus mit dem Leben bezahl­ten. Wich­tig ist dies vor allem, weil ihr Ver­mächt­nis nach wie vor nicht erfüllt ist.

Die befrei­ten Häft­lin­ge des KZs Buchen­wald schwo­ren: „Die Ver­nich­tung des Nazis­mus mit sei­nen Wur­zeln ist unse­re Losung. Der Auf­bau einer neu­en Welt des Frie­dens und der Frei­heit ist unser Ziel.“ Doch wie steht es heu­te in unse­rem Land um die Erfül­lung die­ses Anspruchs?  Am 9. Okto­ber 2019 griff der Faschist Ste­phan Bal­liet in Hal­le die dor­ti­ge Syn­ago­ge an, um ein Blut­bad unter den Men­schen anzu­rich­ten, die sich anläss­lich des höchs­ten jüdi­schen Fei­er­ta­ges dort ver­sam­melt hat­ten. Als er die­ses Vor­ha­ben nicht umset­zen konn­te, erschoss er zwei Men­schen im Umfeld der Syn­ago­ge. Am 19. Febru­ar 2020 ermor­de­te der Nazi Tobi­as Rath­jen in Hanau zehn Men­schen. Und wie jedes Mal geis­ter­te durch die Medi­en das Gefa­sel vom psy­chisch gestör­ten Ein­zel­tä­ter – ganz so, als ob es in Deutsch­land kei­ne faschis­ti­sche Sze­ne gäbe, die sich seit Jah­ren in einer Atmo­sphä­re von stil­ler Begüns­ti­gung und offe­ner Ver­harm­lo­sung gedeih­lich ent­wi­ckelt. Poli­tik, Jus­tiz und Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den bie­ten hier immer wie­der ein eben­so skan­da­lö­ses wie beschä­men­des Bild.

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Unrechts­staat DDR?


Aus dem gege­be­nen Anlass will ich heu­te ein paar Gedan­ken zur Pro­ble­ma­tik „Unrechts­staat DDR“ äußern, in der ich 40 Jah­re gelebt habe.


In der UZ v. 13. März 2020 schrieb Arnold  Schöt­zel über das „Rame­low-Modell“ und ver­wies dar­auf, dass Rame­low im Zusam­men­hang mit sei­ner Wie­der­wahl als Minis­ter­prä­si­dent von Thü­rin­gen über das „tota­li­tä­re Sys­tem der DDR, das kei­ne Luft zum Atmen gelas­sen habe“ schwa­dro­niert habe.

Ich  über­le­ge, ob ich mich als „medi­zi­ni­sches Wun­der“ mel­den soll, da es mir gelun­gen ist, 40 Jah­re in der DDR „ohne „Luft zum Atmen“ zu leben.

Rame­low setzt das fort, was er schon in Gestalt sei­nes Bekennt­nis­ses im sei­ner­zei­ti­gen Koali­ti­ons­ver­trag getan hat, näm­lich die DDR als „Unrechts­staat“ zu ver­leum­den, und dass man die „SED-Dik­ta­tur auf­ar­bei­ten müsse“.

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