Der Kapi­ta­lis­mus ist nicht das letz­te Wort der Geschichte

Das gro­ße Ziel darf nicht aus den Augen ver­lo­ren werden

In den nächs­ten Wochen und Mona­ten wird es mit dem Blick auf den 30. Jah­res­tag des Sie­ges des deut­schen Groß­ka­pi­tals über den ers­ten auf dem Wege zum Sozia­lis­mus befind­li­chen deut­schen Staat – Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik – ein erneu­tes Anschwel­len der Ver­leum­dun­gen und des Jubels der weit­ge­hend gleich­ge­schal­te­ten Medi­en der herr­schen­den Klas­se  geben.

Dar­auf müs­sen wir, die wie ich, in die­sem Staat unse­re  poli­ti­sche Hei­mat hat­ten, ein­ge­stellt sein.


Als Bür­ger des von der impe­ria­lis­ti­schen Bun­des­re­pu­blik liqui­dier­ten Staa­tes Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik müs­sen wir Bilanz zie­hen: Was haben uns die­se 30 Jah­re, in denen wir nun im kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tem leben müs­sen, gebracht. Als Dia­lek­ti­ker lis­ten wir dabei nicht nur  Nega­ti­ves auf.

Das äuße­re Bild vie­ler Städ­te und Dör­fer in den neu­en Bun­des­län­dern ist schö­ner geworden.

Von dem rei­chen Waren­an­ge­bot in den Super­märk­ten wird, soweit die Mit­tel rei­chen,
Gebrauch gemacht.

Wer das nöti­ge Geld hat, kann sich ein Auto kau­fen, rei­sen, wohin er will, und ist nicht nur
auf Län­der beschränkt, die bis 1989 für DDR-Bür­ger belieb­te Zie­le waren.

Es ist  mög­lich, sich gegen Angrif­fe auch vor Straf‑, Zivil‑, Ver­wal­tungs- und Arbeits­ge­rich­ten zur Wehr zu set­zen, wenn man die damit ver­bun­de­nen Gebüh­ren bezah­len kann.

In den ver­gan­ge­nen 3 Jahr­zehn­ten ist auch in den Mar­xis­ti­schen Blät­tern, in  der Zeit­schrift  „Rot­fuchs“, und ande­ren seriö­sen Quel­len  viel geschrie­ben wor­den über die Ursa­chen der Nie­der­la­ge der sozia­lis­ti­schen Län­der, ein­schließ­lich der Selbst­kri­tik der Autoren zu  eige­nen Feh­lern.

Das war rich­tig, aber aus mei­ner Sicht soll­te dar­auf nicht mehr der Schwer­punkt gelegt wer­den.

Die herr­schen­de Klas­se ist, was die DDR betrifft,  wei­ter mit der „Auf­ar­bei­tung der SED-Dik­ta­tur“ beschäf­tigt, und wird das noch lan­ge tun. Als Reak­ti­on dar­auf, dass im Bewusst­sein der Bür­ger zuneh­mend Platz greift, was sie ver­lo­ren haben und wo vie­le mit Illu­sio­nen über die “Wie­der­ver­ei­ni­gung“ (sprich Okku­pa­ti­on der DDR) letzt­lich gelan­det sind. Es ist sehr bedau­er­lich, dass die in der Par­tei  DIE LIN­KE“ ton­an­ge­ben­den Leu­te sich hier eben­falls aktiv betä­ti­gen.

Mir kommt es dar­auf an, dass wir jetzt gene­rell mehr nach vorn bli­cken, wie das in den pro­gram­ma­ti­schen Doku­men­ten auch der Deut­schen Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei erfolgt.

Dazu gehört in ers­ter Linie in poli­ti­schen Gesprä­chen klar in den Blick­punkt zu rücken, dass die kapi­ta­lis­ti­sche Gesell­schafts­ord­nung nicht in der Lage ist, auch nur eines der heu­te bren­nen­den Pro­ble­me zu lösen.

Sie kann der Welt kei­nen Frie­den brin­gen, unse­ren Pla­ne­ten nicht vor den durch die Pro­fit­gier des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems ver­ur­sach­ten Gefah­ren für die Umwelt schüt­zen, kein fried­li­ches Zusam­men­le­ben aller Völ­ker und men­schen­wür­di­ges Leben in sozia­ler Sicher­heit ermöglichen.


Das Wich­tigs­te ist, dass wir unse­re Über­zeu­gung bewah­ren: Der Schlüs­sel ist unse­re Welt­an­schau­ung des Mar­xis­mus-Leni­nis­mus. Marx, Engels und Lenin haben den Nach­weis erbracht, dass sich auch die mensch­li­che Gesell­schaft nach objek­ti­ven Geset­zen ent­wi­ckelt.

Dar­aus ergibt sich: Der Kapi­ta­lis­mus ist nicht das letz­te Wort der Geschich­te. Die Zukunft wird die sozia­lis­ti­sche und kom­mu­nis­ti­sche Gesell­schafts­ord­nung sein.

In der UdSSR, den ande­ren sozia­lis­ti­schen Län­dern und der DDR, wur­de der his­to­ri­sche Beweis ange­tre­ten, dass eine neue von Aus­beu­tung und Unter­drü­ckung freie Gesell­schaft, in der die „freie Ent­wick­lung eines jeden die Bedin­gung für die freie Ent­wick­lung aller“  (Kom­mu­nis­ti­sches Mani­fest) mög­lich ist.

Davon sind wir gegen­wär­tig wei­ter ent­fernt als in den 70 Jah­ren nach der Gro­ßen Sozia­lis­ti­schen Okto­ber­re­vo­lu­ti­on, und unser Ziel wird sich nicht im Selbst­lauf ver­wirk­li­chen. Es gibt zur­zeit kei­ne Bedin­gun­gen für einen Sieg sozia­lis­ti­scher Revo­lu­tio­nen in kapi­ta­lis­ti­schen Län­dern oder der „Drit­ten Welt“.

Auch wir in der DDR haben eine schlim­me Nie­der­la­ge erlit­ten. Das inter­na­tio­na­le Kräf­te­ver­hält­nis hat einen dau­er­haf­ten Sieg des sozia­lis­ti­schen Welt­sys­tems  noch nicht ermög­licht.

Aber das wird nicht so blei­ben.

Fort­schritt­li­che Bewe­gun­gen sind auch in der Ver­gan­gen­heit von reak­tio­nä­ren Kräf­ten zusam­men­ge­schla­gen wor­den,  den­ken wir an den Spar­ta­kus­auf­stand, den gro­ßen deut­schen Bau­ern­krieg, die Kämp­fe in den zwan­zi­ger Jah­ren in Mit­tel­deutsch­land und Ham­burg, den Faschis­mus in Deutsch­land und ande­ren Län­dern.

Aber letzt­lich haben die­se Nie­der­la­gen auch stets zu gesell­schaft­li­chen Fort­schrit­ten geführt, fort­schritt­li­che Kräf­te haben nie dau­er­haft auf­ge­ge­ben, und auf die­se his­to­ri­sche Zuver­sicht soll­ten wir uns stüt­zen, auch wenn wir heu­te über Acht­zig­jäh­ri­ge eine sozia­lis­ti­sche Gesell­schaft nicht mehr erle­ben wer­den.

Das Wich­tigs­te ist, dass sich auch in Deutsch­land wie­der eine mar­xis­tisch- leni­nis­ti­sche Par­tei mit Mas­sen­ein­fluss ent­wi­ckelt, dass Schluss gemacht wird mit einer Posi­ti­on, wie sie heu­te lei­der auch Linie der LIN­KEN ist, die Kon­zep­ti­on der  „welt­an­schau­li­chen  Neu­tra­li­tät“, des Plu­ra­lis­mus, der Idee durch  „Trans­for­ma­ti­on und Refor­men“  zu einer neu­en Gesell­schaft zu kom­men, und des Buh­lens um Sit­ze in Regie­run­gen, die nichts ande­res sind, als Ver­wal­ter der Kapi­tal­in­ter­es­sen.

Natür­lich muss eine sol­che auf die Inter­es­sen der Arbei­ter­klas­se, der Bau­ern­schaft und brei­te Krei­se des Vol­kes ori­en­tier­te Par­tei zu den Gegen­warts­fra­gen Stel­lung neh­men, poli­ti­schen Bewe­gun­gen eine Ori­en­tie­rung geben, und sich mit allen anti­fa­schis­ti­schen, demo­kra­ti­schen, für den Schutz der Umwelt, gegen Ras­sis­mus und Anti­se­mi­tis­mus kämp­fen­den Kräf­ten ver­bün­den.

Aber das gro­ße, im Kom­mu­nis­ti­schem  Mani­fest und den Wer­ken unse­rer Klas­si­ker kon­zi­pier­te Ziel darf nicht aus dem Auge ver­lo­ren wer­den, und sicher muss auch wei­ter dar­an gear­bei­tet wer­den, was in Aus­wer­tung der 70 Jah­re sozia­lis­ti­scher Ent­wick­lung künf­tig bes­ser gemacht wer­den muss.

Dr. jur. Dr. phil. Ernst Albrecht 

links: Dr. Ernst Albrecht