Kriegs­ge­heul in München

Kriegs­trei­ber tref­fen sich zur „Sicher­heits­kon­fe­renz“. Pro­tes­te angekündigt

Wenn es um schön­fär­be­ri­sche Spra­che geht, dann macht der NATO so schnell kei­ner was vor. Das beginnt schon mit den Namen des Kriegs­trei­ber­tref­fens, das vom 14. bis zum 16. Febru­ar erneut im Hotel Baye­ri­scher Hof statt­fin­den wird: „Münch­ner Sicherheitskonferenz“.

Rund 5.000 Men­schen demons­trier­ten im ver­gan­ge­nen Jahr gegen die NATO-„Sicherheitskonferenz“. (Foto: Mar­ti­na Lennartz)

Der offi­zi­el­len Pres­se­mit­tei­lung fol­gend wer­den die Ver­tre­ter aus Poli­tik, Mili­tär und Wirt­schaft dort über „Glo­bal Gover­nan­ce, demo­kra­ti­sche Resi­li­enz und Kli­ma­si­cher­heit“, über „den Zustand der inter­na­tio­na­len Ord­nung“, die „Zukunft der trans­at­lan­ti­schen Part­ner­schaft“ und die „Rol­le Euro­pas in der Welt“ dis­ku­tie­ren. Aus dem NATO-Sprech über­setzt heißt das: Es geht um den Krieg gegen Russ­land und Chi­na, um die kriegs­tüch­ti­ge Zurich­tung der Gesell­schaft und um die gewalt­sa­me Ver­tei­di­gung einer über­kom­me­nen Welt­ord­nung. Sel­ten wur­de die­ses Pro­gramm, zu dem das mas­sen­haf­te Ster­ben von Rekru­ten in den ukrai­ni­schen Schüt­zen­grä­ben eben­so gehört wie der israe­li­sche Völ­ker­mord in Gaza, in hüb­sche­re Wor­te gekleidet.

Glaubt man Chris­toph Heus­gen, der zum letz­ten Mal als Lei­ter der „Sicher­heits­kon­fe­renz“ auf­tre­ten wird, dann wird das Tref­fen vom Prin­zip „Frie­den durch Dia­log“ getra­gen. Doch gespro­chen wird längst nicht mit allen. Obwohl Bun­des­tags­par­tei­en übli­cher­wei­se teil­neh­men dür­fen, wur­den AfD und BSW von der Kon­fe­renz aus­ge­la­den. Schließ­lich hät­ten die Abge­ord­ne­ten bei­der Par­tei­en den Bun­des­tag ver­las­sen, als der ukrai­ni­sche Prä­si­dent Wla­di­mir Selen­ski sprach. Aus­ge­la­den sind auch Ver­tre­ter der rus­si­schen Regie­rung. Auch da sieht Heus­gen „kei­ne Grund­la­ge für einen Dia­log“, wie er im Inter­view mit dem „Main-Echo“ ver­riet. Über die Bedin­gun­gen für „Frie­den in der Ukrai­ne“ soll trotz­dem gespro­chen wer­den – zwi­schen US-Ame­ri­ka­nern, EU-Ver­tre­tern und Ver­tre­tern des ukrai­ni­schen Regimes. So viel zum Dialog.

Umso wich­ti­ger, dass auch in die­sem Jahr mas­si­ve Gegen­pro­tes­te erwar­tet wer­den. Unter dem Mot­to „Frie­dens­fä­hig statt kriegs­tüch­tig“ fin­det am Sams­tag (15. Febru­ar) die Demons­tra­ti­on des Akti­ons­bünd­nis­ses gegen die NATO-Sicher­heits­kon­fe­renz (#anti­si­ko) statt. Im Auf­ruf heißt es: „Die noch immer bestehen­de glo­ba­le Vor­herr­schaft des Wes­tens wird zuneh­mend in Fra­ge gestellt. Sie resul­tiert aus der impe­ria­lis­ti­schen Auf­tei­lung der Welt in den zurück­lie­gen­den Jahr­hun­der­ten. Die­se ermög­lich­te die unein­ge­schränk­te Aus­beu­tung mensch­li­cher Arbeits­kraft und den Zugriff auf natür­li­che Res­sour­cen; sie ist die Quel­le uner­mess­li­chen Reich­tums. 0,1 Pro­zent der Welt­be­völ­ke­rung besit­zen heu­te 80 Pro­zent des welt­wei­ten Kapi­tals. Statt sich ihrer his­to­ri­schen Ver­ant­wor­tung zu stel­len und Repa­ra­tio­nen zu leis­ten, wird das impe­ria­le Erbe mit öko­no­mi­scher Macht und mili­tä­ri­scher Gewalt behauptet.“

Das Akti­ons­bünd­nis wen­det sich gegen die Sta­tio­nie­rung neu­er US-Rake­ten in Deutsch­land und for­dert Ver­hand­lungs­lö­sun­gen für alle Krie­ge, den Stopp des Geno­zids in Paläs­ti­na und ein Ende der Hoch­rüs­tung sowie des damit ver­bun­de­nen sozia­len Kahl­schlags. Abge­lehnt wer­den zudem Waf­fen­ex­por­te, die „nuklea­re Teil­ha­be“ Deutsch­lands und die Wie­der­ein­füh­rung der Wehrpflicht.

Das Anti-Siko-Bünd­nis ruft außer­dem dazu auf, die Mei­nungs­frei­heit zu ver­tei­di­gen und die Kri­mi­na­li­sie­rung der Frie­dens­be­we­gung zurück­zu­drän­gen. Wie not­wen­dig das ist, zeigt sich auch im Umgang mit der Inter­na­tio­na­len Münch­ner Frie­dens­kon­fe­renz, die als zivil­ge­sell­schaft­li­ches Gegen­stück zeit­gleich mit der NATO-„Sicherheitskonferenz“ statt­fin­det. Schon im ver­gan­ge­nen Jahr lei­te­te der Münch­ner Stadt­rat die Strei­chung der Zuschüs­se für die Ver­an­stal­tung ein. Die Münch­ner Grü­nen begrün­de­ten das unter ande­rem mit dem damals geplan­ten Auf­tritt der iri­schen EU-Abge­ord­ne­ten Cla­re Daly, weil die­se „Isra­el der eth­ni­schen Säu­be­rung bezich­tigt“ habe.

Doch nicht nur am Geld­hahn wird gedreht. Weni­ge Wochen vor Beginn der Ver­an­stal­tung kün­dig­te die Katho­li­sche Aka­de­mie in Bay­ern den Orga­ni­sa­to­ren der Frie­dens­kon­fe­renz die ange­mie­te­ten Räu­me. Ersatz konn­te kurz­fris­tig im Ball­saal der Event-Loca­ti­on „smart­vil­la­ge“ gefun­den wer­den. Dort wer­den in die­sem Jahr meh­re­re nam­haf­te Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten erwar­tet, unter ande­rem Heri­bert Prantl und die UN-Son­der­be­richt­erstat­te­rin für die besetz­ten Gebie­te Paläs­ti­nas, Fran­ce­s­ca Alba­ne­se. Alba­ne­se hät­te auch noch in der Lud­wig-Maxi­mi­li­ans-Uni­ver­si­tät Mün­chen spre­chen sol­len. Doch die Ver­an­stal­tung wur­de sei­tens der Uni­ver­si­tät abge­sagt, wie die UN-Bericht­erstat­te­rin auf der Platt­form X mit­teil­te. Ein Grund mehr, am nächs­ten Wochen­en­de für Frie­den und gegen den reak­tio­när-mili­ta­ris­ti­schen Staats­um­bau auf die Stra­ße zu gehen.

Vin­cent Cieszla  UZ vom 7. Febru­ar 2025