Der Preis der Kriegskredite

Da hilft auch kein „Son­der­ver­mö­gen“: alles für die Auf­rüs­tung, nichts für die Beschäftigten

Noch nicht ein­mal einen Namen gibt es. Dabei sind deut­sche Regie­run­gen geübt dar­in, gewal­ti­ge Schul­den­ber­ge mit klang­vol­len Bezeich­nun­gen aus­zu­stat­ten. Da gab es den „Coro­na-Schutz­schirm“ und den „Wumms“ gegen die Ver­wer­fun­gen der Pan­de­mie-Poli­tik – noch heu­te schei­tern Selbst­stän­di­ge an der Rück­zah­lung der damals gewähr­ten „Sofort­hil­fen“. Nicht mehr um ver­meint­li­che Unter­stüt­zung, son­dern um Kriegs­fä­hig­keit ging es, als zwei Jah­re spä­ter 100 Mil­li­ar­den Euro für die Bun­des­wehr bereit­ge­stellt wur­den. Es folg­te der „Dop­pel­wumms“, den die SPD als „gigan­ti­sches“ Paket bezeich­ne­te – 200 Mil­li­ar­den Euro für den Wirt­schafts­krieg gegen Russ­land, weil die ver­häng­ten Sank­tio­nen vor allem die eige­ne Wirt­schaft trafen.

Die Schirm-und-Wumms-Poli­tik der Ver­gan­gen­heit, deren Kos­ten noch immer nicht ansatz­wei­se bezahlt sind, wirkt mick­rig im Ver­gleich zu dem namen­lo­sen Paket, mit dem sich SPD und CDU jetzt aus der Kri­se her­aus­bom­ben wol­len. Unbe­grenz­te Kriegs­kre­di­te und ein 500 Mil­li­ar­den Euro schwe­res „Son­der­ver­mö­gen“ sol­len die Fort­set­zung der „Zeitenwende“-Politik ermög­li­chen, deren Schei­tern ohne den zusätz­li­chen Kre­dit­rah­men nicht län­ger zu ver­tu­schen wäre. Damit setzt sich die Lis­te der Ver­su­che fort, die selbst­ge­mach­te Kri­se mit gelie­he­nem Geld zuzu­schüt­ten und sie wei­ter zu verschärfen.

Der Aus­bruch aus die­sem Teu­fels­kreis kann nur durch einen grund­sätz­li­chen Wech­sel gelin­gen. Doch der ist nicht in Aus­sicht, auch nicht mit einem „Son­der­ver­mö­gen Infra­struk­tur“. Ein Blick in die Geset­zes­vor­la­ge reicht aus, um zu erken­nen, dass es hier nicht zuerst um Schu­len und Kin­der­gär­ten, nicht um die Schlag­loch­pis­ten in der Nach­bar­schaft oder den her­un­ter­ge­wirt­schaf­te­ten Nah­ver­kehr geht. CDU und SPD schrei­ben, dass die Infra­struk­tur im Zusam­men­hang mit der „sehr zügi­gen und umfas­sen­den Ertüch­ti­gung der Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit ein wesent­li­cher, qua­si kom­ple­men­tä­rer Fak­tor“ ist. Es geht um Auto­bah­nen, auf denen Pan­zer rol­len kön­nen, um Flug­hä­fen, auf denen Bom­ber star­ten. Am Ende win­ken eben nicht das moder­ne Indus­trie­land, der star­ke Sozi­al­staat und die guten und siche­ren Arbeits­plät­ze, die sich die Füh­rung der IG Metall vom „Son­der­ver­mö­gen“ erhofft. Am Ende winkt die Kriegswirtschaft.

Für eine ech­te Moder­ni­sie­rung der Infra­struk­tur und für eine Stär­kung des Sozi­al­staa­tes fehlt es zuerst an Per­so­nal. Ein Bruch­teil der der­zeit dis­ku­tier­ten Geld­men­gen wür­de aus­rei­chen, um die For­de­run­gen der Gewerk­schaft ver.di in der Tarif­run­de des Öffent­li­chen Diens­tes voll­stän­dig zu bezah­len und in den kom­men­den Jahr­zehn­ten noch wei­ter nach­zu­le­gen. Doch dafür will Innen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser (SPD) kein Geld haben.

Für die Beschäf­tig­ten gibt es weder Schirm noch Wumms. Das gilt nicht nur für den Öffent­li­chen Dienst. In ihrem Son­die­rungs­pa­pier stel­len SPD und CDU den Acht­stun­den­tag infra­ge. Sie dro­hen Arbeits­lo­sen mit der voll­stän­di­gen Strei­chung des Gel­des, um sie in pre­kä­re Jobs zu zwin­gen und dadurch den Arbeits­kampf für alle zu erschwe­ren. Vom Min­dest­lohn und von siche­ren Ren­ten wird nur gere­det. Hand­fes­te Beschlüs­se sucht man vergebens.

Der Angriff auf die Arbei­ter­rech­te erfolgt in einer Situa­ti­on, in der Auto­kon­zer­ne mit mas­sen­haf­ten Ent­las­sun­gen droh­ten und in der High­tech-Zulie­fe­rer oder Wag­gon­bau­er auf Rüs­tungs­pro­duk­ti­on umstei­gen, um den schnel­len Pro­fit abzu­grei­fen. Die Kriegs­po­li­tik ver­nich­tet zivi­le Arbeits­plät­ze und ver­spricht den Beschäf­tig­ten eine zwei­fel­haf­te Zukunft in der Rüstungsproduktion.

Die Mili­ta­ri­sie­rung der Indus­trie ist eine Geschich­te mit zwei Enden. Sie führt ent­we­der in einen gro­ßen Krieg oder in den voll­stän­di­gen Ruin. Die Kos­ten dafür tra­gen in bei­den Fäl­len die Arbei­te­rin­nen und Arbei­ter. Ein „Son­der­ver­mö­gen“ hilft da nicht – Wider­stand hin­ge­gen schon. Der muss sich gegen die Poli­tik rich­ten, die der­zeit nur über Finanz­in­stru­men­te, aber nicht über den grund­sätz­li­chen Kurs dis­ku­tie­ren will. Und er muss über­all statt­fin­den: auf der Stra­ße, in den Betrie­ben, bei Streiks und Kämp­fen für mehr Lohn, bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen und den Erhalt der zivi­len Arbeitsplätze.

Vin­cent Czies­la UZ vom 14. März 2025