Einstieg
Wir beschäftigen uns heute damit, wie die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) zur Massenpartei wurde.
Ausgabe des VKPD-Plakats „Proletarier! Wählt Kommunisten! Liste V.K.P.D.“ (1921)
Leitfrage: Welche Partei sollten die Proletarier wählen?
Nach der Vereinigung mit der USPD (Linke) wurde die KPD umbe-nannt in Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands (VKPD).
Die Entwicklung der KPD (Spartakusbund) zur Massenpartei (im Zeitraum von Januar 1919 bis Dezember 1920)
Das ist das Thema meines heutigen Vortrags, der nicht gehalten wird, um Nostalgikern das Herz zu erwärmen. Vielmehr soll er hilfreich sein für unser aktuelles Ziel, die DKP erheblich stärker in der lohnab-hängigen Bevölkerung und somit in den Betrieben zu verankern.
Zu diesem Zweck wird gezeigt, wie aus der kleinen KPD (Spartakus-bund) innerhalb von zwei Jahren die Massenpartei VKPD (Sektion der Kommunistischen Internationale) werden konnte.
1. Ein Rückblick als Vorbemerkung
Weil die sozialdemokratischen Parteien SPD und USPD geprägt waren durch eine sonderbare Zusammenhangslosigkeit zwischen ihrem revolutionären marxistischen Grundsatzprogramm und ihrer Tagespolitik, gründeten ehemalige Sozialdemokraten um Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Franz Mehring an der Jahreswende 1918/19 eine kommunistische Partei – nämlich die KPD.
Das ist meine These, die nun ein wenig erläutert wird.
Zwar verkündete die Sozialdemokratie – im Anschluss an Karl Marx – in ihrem Grundsatzprogramm, dass es gutes Leben für alle Gesellschaftsmitglieder nur jenseits der kapitalistischen Waren-produktion geben kann. Denn der Zweck der kapitalistischen Produktionsweise ist die Vermehrung des investierten Unternehmer-geldes mittels Warenproduktion: Geld-Ware-Geld› – so lautet die Zauberformel der kapitalistischen Plusmacherei! Für diesen bor-nierten Zweck wird der lohnabhängige Mensch als „variables Kapital“ instrumentalisiert, dessen Lohnkosten minimiert werden müssen, um den Betriebsgewinn des Kapitalisten zu maximieren. Das kräfte-zehrende und zugleich karge Leben des Lohnabhängigen hat seinen Grund mithin im kapitalistischen Wirtschaftssystem, weshalb dieses warenproduzierende System überwunden werden muss.
Eine Strategiekonzeption für die Überwindung des kapitalistischen Wirtschaftssystems hatte die Sozialdemokratie jedoch nicht, und zwar weder die SPD noch die USPD. Die allermeisten Sozialdemokraten glaubten nämlich an einen naturnotwendigen Zusammenbruch der kapitalistischen Produktionsweise, auf den sie in ihren „Wahlver-einen“ geduldig, aber vergeblich warteten. [Fußnote 1]
Nicht warten auf den „großen Kladderadatsch“ wollten die Kommu-nisten um Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, sodass sie mit der Sozialdemokratie und deren „Nur-Parlamentarismus“ brachen. Stattdessen entwickelten die Kommunisten eine revolutionäre Machteroberungsstrategie namens „Massenstreik“.
Die Massenstreikstrategie überwand den sozialdemokratischen „Nur-Parlamentarismus“, indem sie auf die Verankerung der Kommunisten in den Betrieben orientierte. Die ökonomische Macht der Lohnarbeiter als organisierte Klasse nutzend, sollten Massenstreiks die politische Machteroberung der Partei einleiten.
Dass ein Zusammenhang bestehen muss zwischen der tages-politischen Praxis und dem revolutionären Endziel, ist eine zentrale Lehre, die unsere DKP aus der KPD-Geschichte gezogen hat. Deshalb wurde beispielsweise auf dem 22. Parteitag der DKP zur „Sicherung der Lebensgrundlagen“ beschlossen:
„Es gilt die Einsicht zu stärken, dass letztlich nur ein Bruch mit der kapitalistischen Wirtschaftsweise und die Errichtung einer sozialistischen Planwirtschaft dauerhaft wirksame Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz möglich machen.“ [Fußnote 2]
Das war mein Traditionsbewusstsein stiftender Rückblick und nun folgt Oberpunkt …
2. Die Entwicklung nach dem Gründungsparteitag der KPD
Auf der programmatisch-strategischen Ebene war man sich beim Gründungsparteitag an der Jahreswende 1918/19 einig: Eingeleitet durch Massenstreiks und vollendet durch einen Aufstand in Form eines Generalstreiks der Lohnarbeiter, wollte die KPD die Staatsmacht erobern, um die kapitalistische Produktionsweise durch eine sozialistische Planwirtschaft zu ersetzen. Der Zweck der Produktions-weise sollte nicht länger die Profitmacherei der Kapitalisten sein, sondern die Bedürfnisbefriedigung der Individuen werden.
Dagegen war auf der Ebene der Taktik die anarcho-syndikalistische Strömung dominierend, sodass zum Beispiel die Teilnahme der KPD an den Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung abgelehnt wurde. Die marxistische Minderheitsströmung versuchte vergeblich, die Parteitagsdelegierten davon zu überzeugen, dass das bürgerliche Parlament als Tribüne des Klassenkampfes genutzt werden müsse, um die bislang schwache „geistige Revolutionierung der Massen“ zu vertiefen.
Die Missachtung der Taktik durch die Anarcho-Syndikalisten verun-möglichte eine starke Verankerung der KPD in der Arbeiterklasse, weil die Partei sich selbst isolierte. Dieses Problem soll nun in den Blick genommen werden im Unterpunkt …
2.1 Die fehlende Elastizität in taktischen Fragen
Weil die anarcho-syndikalistische Mehrheitsströmung das mangelnde revolutionäre Bewusstsein der Arbeiterklasse ignorierte, hielt man taktische Überlegungen für überflüssig. Wahlbeteiligung zwecks Systemkritik und oppositionelle Aufklärungsarbeit in den Gewerk-schaften seien Kraftvergeudung, da die KPD innerhalb kurzer Zeit die Macht erobern könne.
Die fehlende Elastizität in taktischen Fragen, die der revolutionären Ungeduld – so Rosa Luxemburg – geschuldet war, bestimmte die Politik der KPD bis zu deren zweitem Parteitag im Oktober 1919. Zunächst boykottierte die neue Partei die Wahlen zur verfassungs-gebenden Nationalversammlung, die am 19. Januar 1919 statt-fanden. Im April 1919 kam es dann zum Boykott des 2. Reichsräte-kongresses. In beiden Fällen nahm sich die KPD die Möglichkeit, ihre revolutionären antikapitalistischen Vorstellungen und Ziele zu propa-gieren und dadurch ihren Masseneinfluss zu erweitern.
[Fußnote 3]
Wegen ihrer unelastischen Taktik war die KPD vor ihrem 2. Parteitag ohne großen Anhang in der rebellischen Arbeiterklasse, was der neue Parteivorsitzende Paul Levi grundlegend ändern wollte. Hiervon handelt der Unterpunkt …
2.2 Die Abspaltung der Anarcho-Syndikalisten
Paul Levi, der nach der Ermordung von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Leo Jogisches den Vorsitz der KPD im März 1919 übernommen hatte, entfachte eine erneute Diskussion über die taktischen Fragen. Dabei ging es Levi darum, die Anarcho-Syndi-kalisten aus der Partei zu drängen, um so die Vereinigung mit dem revolutionären linken Flügel der USPD zu ermöglichen.
Aus diesem Grund legte die Levi-Zentrale dem 2. Parteitag der KPD im Oktober 1919 „Leitsätze über kommunistische Grundsätze und Taktik“ vor, mittels derer die taktischen Entscheidungen des 1. Par-teitages bezüglich der bürgerlichen Parlamentswahlen und der sozial-demokratischen Gewerkschaften revidiert werden sollten. Begründet wurde die geforderte neue taktische Orientierung der KPD wie folgt:
„In allen Stadien der Revolution, die der Machtergreifung des Proleta-riats vorangehen, ist die Revolution ein politischer Kampf der Prole-tariermassen um die politische Macht. Dieser Kampf wird mit allen politischen und wirtschaftlichen Mitteln geführt. Die K.P.D. ist sich bewusst, dass dieser Kampf nur mit den größten politischen Mitteln (Massenstreik, Massendemonstrationen, Aufstand) zum siegreichen Ende gebracht werden kann. Dabei kann die K.P.D. auf kein politi-sches Mittel verzichten, das der Vorbereitung dieser großen Kämpfe dient.“ Dafür müsse die Partei als „Vorhut der Arbeiterklasse“ zentra-listisch aufgebaut sein, weshalb sie den syndikalistischen Födera-lismus verwerfe. [Fußnote 4]
Für die neue Taktik und die zentralistische Organisationsform stimm-ten letztlich 31 Delegierte, dagegen waren 18 Delegierte. Daraufhin wurden die unterlegenen anarcho-syndikalistischen Delegierten von den weiteren Verhandlungen des Parteitages ausgeschlossen. Infolge-dessen gründeten die Anarcho-Syndikalisten im April 1920 die Kom-munistische Arbeiter-Partei Deutschlands (KAPD). [Fußnote 5]
Aufgrund der Abspaltung ging die Mitgliederzahl der KPD zwar von ungefähr 107 000 auf rund 50 000 zurück. Aber die neue, elastische Taktik der KPD führte dazu, dass sie an den Reichstagswahlen vom 6. Juni 1920 teilnahm. Nimmt man die kommunistischen Stimmen als Gradmesser des Klassenbewusstseins der Proletariermassen, dann zeigen die 441 793 (= 1,7 Prozent) KPD-Stimmen die geringe Veranke-rung der Partei in der Arbeiterklasse. – Das sollte sich allerdings sehr bald ändern, worüber der Oberpunkt 3 des Vortrags Auskunft gibt.
3. Die Vereinigung der KPD (Spartakusbund) mit der USPD (Linke)
Zustande kam die Verschmelzung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) mit dem linken Flügel der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) aufgrund von drei Faktoren.
Erstens: Zum einen hatte sich die KPD von ihrer anarcho-syndika-listischen Strömung getrennt, wodurch eine elastische Taktik möglich wurde. Infolge der neuen Elastizität in taktischen Fragen wurde im März 1920 – nach einigem Zögern der KPD-Zentrale – eine Einheits-front gebildet zwischen KPD, USPD und MSPD, die sich gegen den monarchistischen Kapp-Putsch richtete. Mittels eines Generalstreiks, an dem sich rund zwölf Millionen Arbeiter und Angestellte beteiligten, wurden die Monarchisten besiegt und die bürgerliche Republik gerettet. [Fußnote 6]
Zweitens: Zum anderen hatte in der USPD ein fundamentaler Links-ruck stattgefunden, sodass die Partei sich nun gegen den bürger-lichen Parlamentarismus und für die proletarische Räterepublik aussprach. [Fußnote 7]
Drittens: Der ausschlaggebende Faktor aber war die Entscheidung der USPD, der Kommunistischen Internationale (KI) beizutreten. — Die Rolle der KI bei der Vereinigung von KPD und USPD ist Gegenstand des Unterpunktes …
3.1 Die Rolle der Kommunistischen Internationale (KI)
Ab dem Sommer 1919 war klar, dass der revolutionäre linke Flügel der USPD der Kommunistischen Internationale (KI) beitreten wollte, die im März 1919 in Moskau gegründet worden war, und zwar unter der Leitung Lenins. Dass die sozialistische Revolution in Deutschland durch die Etablierung einer bürgerlichen Republik gescheitert war, warf die Frage auf, wie man durch internationalen Zusammenschluss eine bessere Koordination revolutionärer Erhebungen erreichen könne. Da die Bolschewiki unter Lenins Führung die siegreiche Oktober-Revolution in Russland vorzuweisen hatten, gab es in der USPD einen „Drang der Parteibasis nach Moskau“. [Fußnote 8]
Als dann die Beitrittsverhandlungen auf dem II. Weltkongress der KI im Sommer 1920 begannen, hatte das Exekutivkomitee der Kommu-nistischen Internationale bereits den Entschluss gefasst, die reformis-tischen „Kautskyaner“ der USPD nicht in die KI aufzunehmen. Denn sie zögen „die Bewegung zurück in den Sumpf“ der sozialdemokrati-schen II. Internationale. Entsprechend wurde mit der USPD-Delega-tion verhandelt, wobei es um „21 Bedingungen“ für den Beitritt zur KI ging. Beitreten konnten nur Parteien, die mit den „Reformisten aller Schattierungen“ und deren kautskyanischem Gedankengut gebro-chen hatten: Ohne den Bruch mit dem Nur-Parlamentarismus sei eine „konsequente kommunistische Politik nicht möglich“. [Fußnote 9]
Auf dem Parteitag der USPD im Oktober 1920 stimmten 212 Dele-gierte für den Anschluss an die KI, 147 Delegierte dagegen. Damit hatte sich der revolutionäre linke Flügel der Massenpartei durch-gesetzt, der für die Verschmelzung mit der KPD (Spartakusbund) in einer kommunistischen Partei als Sektion der KI plädierte.
Dass die USPD – im Gegensatz zur KPD – stark in der Arbeiterklasse verankert war, zeigt sich am Ergebnis der Reichstagswahlen im Juni 1920: 4 896 095 Wähler (= 18,8 Prozent) stimmten für die USPD. Nur etwas stärker war der staatstreue Wahlverein MSPD – wie die SPD nun hieß; sie erhielt 5 616 164 Stimmen (= 21,6 Prozent). [Fußnote 10]
Aufgrund der Stärke der USPD entstand – angeleitet durch die KI – im Dezember 1920 in Deutschland erstmals eine kommunistische Partei, die tief in der Arbeiterklasse verwurzelt war: die Vereinigte Kommu-nistische Partei Deutschlands (Sektion der Kommunistischen Interna-tionale). Um deren Gründungsparteitag geht es im nächsten und letzten Unterpunkt meines Vortrags …
3.2 Der Vereinigungsparteitag
Der Parteitag, auf dem sich die USPD (Linke) und die KPD (Spar-takusbund) zur VKPD (Sektion der Kommunistischen Internationale) vereinigten, fand vom 4. bis 7. Dezember 1920 statt. Es nahmen 485 Delegierte teil, von denen 349 von der USPD und 146 von der KPD delegiert worden waren.
Im Zentrum der Verhandlungen auf dem Parteitag stand die Frage: Welche Schritte muss die VKPD als Sektion der KI einleiten, um in Deutschland an die proletarische Revolution heranzukommen?
Der Parteivorsitzende Paul Levi legte in seinem Referat zur Weltlage dar, dass der Kapitalismus durch den Ersten Weltkrieg weltweit in eine ungeheure Krise geraten sei. Die Alternative zum verrotteten Kapitalismus sei die Organisierung der Weltrevolution. Deshalb zielte die vom Parteitag festgelegte Taktik darauf, Aktionen zum Sturz des kapitalistischen Systems durchzuführen, und zwar ansetzend an den konkreten Bedürfnissen der Massen.
Von großer Bedeutung sei in taktischer Hinsicht die oppositionelle Gewerkschaftsarbeit, die auf der Grundlage kommunistischer Fraktionen organisiert werden müsse. Auf diese Weise könne das sozialdemokratische Gedankengut, das die Massen lähme, zurück-gedrängt werden. Das war notwendig, weil die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung dazumal auf der Grundlage des Stinnes-Legien-Abkommens gemeinsam mit den Kapitalistenverbänden eine systemstabilisierende „Arbeitsgemeinschaftspolitik“ betrieb, um soziale Reformen wie den Acht-Stunden-Tag zu erreichen.
Wie die VKPD den sozialdemokratischen Reformismus zurückdrängen wollte, steht in ihrem „Manifest“: Durch die Gründung der VKPD sei „die Vorbedingung geschaffen für den Befreiungskampf des deutschen Proletariats, für den Kampf um die Rätediktatur. Für den Kampf sagen wir, nicht für die Propaganda des Rätegedankens.“ Denn die VKPD, in der Hunderttausende organisiert sind, müsse – anders als die kleine KPD – in erster Linie durch „die Aktion“ werben. [Fußnote 11]
Die Schwerpunktverschiebung von der Propaganda zur Aktion hat ihren Grund darin, dass die VKPD mit rund 356 000 Mitgliedern eine revolutionäre Massenpartei und also ein bedeutsamer Faktor in der deutschen Politik war. „Die Kampfzeit der KPD“ war angebrochen. –- Beenden werde ich meinen Vortrag mit dem Oberpunkt …. [Fußnote 12]
4. Zwei Fragen zur kommunistischen Strategie und Taktik
Zum Schluss möchte ich zwei Fragen stellen, die unsere praxisorientierte Diskussion strukturieren könnten.
Erstens: Sind taktische Differenzen zwischen den Mitgliedern einer kommunistischen Partei ein hinreichender Spaltungsgrund?
Zweitens: Was lernt uns – um mit Walter Ulbricht zu sprechen – die Behandlung der Gewerkschaftsfrage durch die VKPD?
Das Wort habt nun ihr, verehrte Anwesende!
Das Referat wurde auf der Mitgliederversammlung der DKP Rhein-Kreis Neuss am 1. Februar 2023 vorgetragen
Fußnoten
[1] „Die U.S.P. sieht in den parlamentarischen Aktionen den Ersatz für revolutionäre Kämpfe, die K.P.D. in ihnen ein Mittel ihrer Herbeiführung.“ Das KPD-Zitat findet sich in: Bericht (1919), Seite 63.
[2] Das DKP-Zitat stammt aus: Leitantrag (2017), Seite 21. In der vom Parteitag beschlossenen Fassung des Leitantrags (2018) findet sich auf den Seiten 34 und 35 dieselbe Formulierung.
[3] Mit den taktischen Fragen „Gewerkschaftsarbeit“ und „Wahlbeteiligung“ befasst sich: Lenin (1920) auf den Seiten 417 bis 435.
[4] In: Bericht (1919) finden sich die Leitsätze über kommunistische Grundsätze und Taktik, Parlamentarismus sowie Gewerkschaftsfrage auf den Seiten 60 bis 67; die Zitate sind zu finden auf der Seite 60 beziehungsweise 62.
[5] Über die Auseinandersetzungen auf dem 2. Parteitag der KPD (Spartakusbund) und ihre theoretischen Hintergründe informiert detailliert: Bock (1968) auf den Seiten 139 bis 152.
Die Mehrheit der Parteitagsdelegierten hielt die Trennung von der anarcho-syndikalis-tischen Minderheit vor allem deshalb für unumgänglich, weil deren „syndikalistischer Föderalismus“ unvereinbar war mit dem mehrheitlich beschlossenen demokratischen Zentralismus als Organisationsprinzip der Partei: Dass die Minderheit sich nach gründ-licher Diskussion einer taktischen Frage (Wahlbeteiligung zum Beispiel) dem Beschluss der Mehrheit unterordnet, lehnten die Anarcho-Syndikalisten beispielsweise ab.
Im Statut der DKP von 1993 heißt es auf der Seite 6 zu dieser Problematik: „Wenn trotz gründlicher Diskussion der Mitglieder keine breite Übereinstimmung erreicht wird, aber Entscheidungen politisch zwingend sind, sind Mehrheitsbeschlüsse unvermeidlich und bindend.“
[6] Über die „zwiespältige Haltung“ der KPD während des Kapp-Putsches berichtet Weber (1983) auf den Seiten 79 bis 82.
[7] Zum fundamentalen Linksruck in der USPD siehe: Wheeler (1975), Seite 162 bis 164.
[8] Wheelers Kapitel V hat die Überschrift „Der Drang der Parteibasis nach Moskau“: Wheeler (1975), Seite 132.
[9] Die „21 Bedingungen“ für die Aufnahme in die Kommunistische Internationale (KI) sind abgedruckt in: Weber (1966) auf den Seiten 55 bis 62.
[10] Die Ergebnisse der Reichstagswahlen sind entnommen aus: Chronik (1966), Seite 90. Das gilt auch für das KPD-Ergebnis, das auf der Seite 6 meines Vortrags genannt wird.
[11] Meine Ausführungen über den Vereinigungsparteitag von USPD (Linke) und KPD (Spartakusbund) basieren auf: Bericht (1920). Paul Levis Referat findet sich dort auf den Seiten 29 bis 38, die Verhandlungen über die Gewerkschaften und Betriebsräte auf den Seiten 155 bis191 und das Manifest auf den Seiten 222 bis 236.
[12] Die Mitgliederzahl der VKPD ist entnommen aus: Weber (1983), Seite 83.
Bestimmend für die Entwicklung der VKPD in ihrer „Kampfzeit“ von 1921 bis 1923 waren innerparteiliche Differenzen bezüglich der „Offensivtaktik“ und der „Einheitsfronttaktik“, siehe hierzu: ebenda, Seite 84 bis 96.
Quellen
Bericht (1919) = Bericht über den 2. Parteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) vom 20. bis 24. Oktober 1919. Herausgegeben von der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), ohne Ort und ohne Jahr (Reprint o. O. u. o. J.)
Bericht (1920) = Bericht über die Verhandlungen des Vereinigungsparteitages der U.S.P.D. (Linke) und der K.P.D. (Spartakusbund). Abgehalten in Berlin vom 4. bis 7. Dezember 1920. Herausgegeben von der Zentrale der Vereinigten Kommunisti-schen Partei Deutschlands, Berlin 1921 (Reprint o. O. u. o. J.)
Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band VII, Februar 1919 – Dezember 1923, 1. Halbband, Februar 1919 – Dezem-ber 1921. Herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentral-komitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin (DDR) 1966
Leitantrag (2017) = Parteivorstand der DKP: Leitantrag an den 22. Parteitag der DKP, UZ-Beilage, August 2017
Lenin (1920) = W. I. Lenin: Der „linke Radikalismus“, die Kinderkrankheit im Kommunismus, in: derselbe: Ausgewählte Werke, Band III, Berlin (DDR) 1970, Seite 389 bis 485
Weber (1966) = Hermann Weber: Die Kommunistische Internationale. Eine Dokumentation, Hannover 1966
Sekundärliteratur
Bock (1968) = Hans Manfred Bock: Syndikalismus und Linkskommunismus von 1918 – 1923. Zur Geschichte und Soziologie der Freien Arbeiter-Union Deutsch-lands (Syndikalisten), der Allgemeinen Arbeiter-Union Deutschlands und der Kommunistischen Arbeiter-Partei Deutschlands, Meisenheim am Glan 1969
Chronik (1966) = Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Chronik. Teil II. Von 1917 bis 1945, herausgegeben vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Berlin (DDR) 1966
Weber (1983) = Hermann Weber: Kommunismus in Deutschland 1918 – 1945 (Erträge der Forschung, Band 198), Darmstadt 1983
Wheeler (1975) = Robert F. Wheeler: USPD und Internationale. Sozialistischer Internationalismus in der Zeit der Revolution, Frankfurt am Main, Köln und Wien 1975
Ein Vortrag von Franz Anger