Am 9.11. um 19. Uhr fand die Gedenkveranstaltung des VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes am Brunnen vor dem Rathaus in Neuss statt.
Über 200 Lichter wurden entzündet, eines für jedes jüdische Leben, was in den Pogromen, der darauffolgenden Deportation und industriellen Vernichtung verloren gegangen ist. Ein beeindruckend schönes Bild als Symbol für einen unbegreiflichen Schrecken, der seitdem wie ein Geist über Deutschland, Europa und der Welt schwebt. Fast wie eine Mahnung schlagen die Glocken des Quirinus Münster fast 15 Minuten über dieser Szenerie, während die Anwesenden schweigen. Dann eine bewegende Rede der VVN in der, der Redner die Reihe der Ereignisse aufzählt, Schicksalen gedenkt und anmahnt nie wieder so ein Unrecht zuzulassen.
Die Reichspogromnacht vom 9.11.1938 – 10.11.1938 war der Gipfel der rassistischen Propaganda der NSDAP, sowie der in ganz Europa vorherrschenden Judenfeindlichkeit und Auftakt des Grauens der Shoah. Ein Grauen, welches die ungeheure Aufgabe mit sich bringt, nie zu vergessen. Dieser Aufgabe gerecht zu werden, wird zunehmend schwieriger, da nach und nach jene von uns gehen, die die Shoah miterlebt haben und von der kalkulierten Grausamkeit der Nazis berichten könnten. Nach und nach werden die Stimmen lauter, die versuchen dieses Ereignis zu verklären, oder zu leugnen. Stimmen, die Anhänger und Kollaborateure des NS-Regimes sogar zu Helden emporheben wollen. Rhetorik der Nazis wird freiheitlich wiederholt, Verbrechen gegen Immigrant:innen, Geflüchtete und jüdische Mitbürger:innen nehmen zu. Wie eine Bestie nach dem Winterschlaf reckt der Faschismus wieder sein Haupt in Europa und greift nach der Macht. Er nimmt neue Formen an, versteckt sich hinter anderen Bildnissen und argumentiert doch mit der gleichen perfiden Ideologie wie er es auch vor einem Jahrhundert getan hat. Um die Aufgabe zu erfüllen sind wir alle gefragt. All jene die sich Sozialist:innen, Kommunist:innen, Anarchist:innen, Syndikalist:innen nennen und alle wahrhaftigen Sozialdemokrat:innen.
Gerade beweisen die linken in Südamerika, dass es möglich ist Differenzen zum wohl der Bevölkerung zu überwinden und sich zusammen zu schließen, um den Faschismus zurückzudrängen. Wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen, unsere Differenzen zum Wohl unserer Gesellschaft überwinden und uns zumindest in einer Sache einig sein. Nie wieder Faschismus, Nie wieder Genozid, Nie wieder eine weitere Shoah, Nie wieder Krieg.