Ver­dreh­te Welt

Erklä­rung der DKP Rhein-Kreis Neuss zum 1. Mai 2020

„Die Welt steht Kopf!“, so oder so ähn­lich hört man es häu­fig in letz­ter Zeit. Die Virus­er­kran­kung COVID-19 hat fast alle Län­der des Erd­balls in eine schwe­re Kri­se gestürzt, die wir auch hier im Rhein-Kreis Neuss zu spü­ren bekom­men. Da ist die Krank­heit selbst, die schwe­re Ver­läu­fe nimmt, Men­schen schä­digt, Leben kos­tet. Und da sind die poli­ti­schen Maß­nah­men, die Bewe­gungs­frei­heit ein­schrän­ken, Arbeits­plät­ze ris­kie­ren, Ein­kom­men schrump­fen las­sen. Vie­les erscheint uns heu­te anders als noch vor weni­gen Wochen. Die Kri­se ist furcht­bar und bringt Vie­les durch­ein­an­der; doch sie ord­net auch und ord­net ein.

Es wird deut­lich: Die wah­ren „Leis­tungs­trä­ger“ die­ser Gesell­schaft sind kei­ne Mana­ger und Direk­to­ren, son­dern Ver­käu­fe­rin­nen und Ver­käu­fer, Pfle­ge­kräf­te, Trans­port­fah­re­rin­nen und Fah­rer, Hand­wer­ker und Fabrik­ar­bei­ter, Ange­stell­te und Men­schen, die im sozia­len und medi­zi­ni­schen Bereich, in der Pro­duk­ti­on und im Dienst­leis­tungs­sek­tor beschäf­tigt sind. Die­se Men­schen sind es, die die­se Gesell­schaft am Lau­fen hal­ten und sie sind auch die­je­ni­gen, die sie ver­än­dern kön­nen! Das ist die wich­tigs­te Erkennt­nis die­ser Kri­se: Die „ver­dreh­te Welt“ ist der Normalzustand.

Land­auf, land­ab ver­su­chen nun Poli­tik und Wirt­schaft, auf den fah­ren­den Zug auf­zu­sprin­gen und die „Hel­din­nen und Hel­den des All­tags“ beson­ders zu loben. Doch es sind gera­de die­se Men­schen, die nun auch die Haupt­last der Kri­se tra­gen: durch Kurz­ar­beit und den Ver­lust von Arbeits­plät­zen, durch zusätz­li­che Belas­tun­gen auf­grund geschlos­se­ner Schu­len und Kitas, durch abge­sag­te Urlaubs­rei­sen, durch Mehr­ar­beit und durch man­geln­den Gesund­heits­schutz beim Kon­takt mit ande­ren Menschen. 

Was in den höhe­ren Sphä­ren wirk­lich gedacht wird, muss­te das Pfle­ge­per­so­nal des „Rhein­land-Kli­ni­kums“ erst vor weni­gen Wochen erfah­ren, als der Geschäfts­füh­rer Nico­las Krä­mer die mise­ra­blen Arbeits­be­din­gun­gen in der Pfle­ge abstritt und auch noch in süf­fi­san­ter Alt­her­ren-Manier kom­men­tier­te. Der Geschäfts­füh­rer ist gegan­gen, doch die Pro­ble­me blei­ben! Nach der Kri­se darf es nicht so wei­ter gehen wie vor der Kri­se: Kei­ne Rück­kehr zur ver­dreh­ten Welt! Statt­des­sen müs­sen sich die Arbeits­be­din­gun­gen in den Kran­ken­häu­sern deut­lich ver­bes­sern. Die DKP for­dert mehr Per­so­nal, mehr Geld und ein Ende von „Ser­vice­ge­sell­schaf­ten“ und ande­ren Spar­maß­nah­men, die das Per­so­nal schwä­chen und Pati­en­ten gefährden!

Das „Rhein­land-Kli­ni­kum“ ist ein kom­mu­na­les Kran­ken­haus. Wir for­dern Land­rat und Bür­ger­meis­ter auf, bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen zu schaf­fen, anstatt einen Umbau nach dem Vor­bild des alten Lukas­kran­ken­hau­ses anzu­stre­ben, das zwar gute Gewin­ne erwirt­schaf­te­te, aber dabei am Per­so­nal und Pati­en­ten­wohl spar­te. Gesund­heit darf nicht län­ger als Ware betrach­tet wer­den – der Zweck eines Kran­ken­hau­ses nicht län­ger Pro­fit sein!

Das Klat­schen für die „All­tags­hel­den“ ver­hallt schon lang­sam. Selbst über­schau­ba­re Maß­nah­men, die nur einen Trop­fen auf den hei­ßen Stein bedeu­ten wür­den, wer­den schon wie­der in Fra­ge gestellt. Kommt der „Pfle­ge­bo­nus“? Und wenn ja: für wen? Zugleich ver­sucht das Kapi­tal, ent­gan­ge­ne Pro­fi­te durch ver­schärf­te Aus­beu­tung zurück­zu­ho­len. Es wird über mehr ver­kaufs­of­fe­ne Sonn­ta­ge und län­ge­re Arbeits­ta­ge, über die 60-Stun­den-Woche und den 12-Stun­den-Tag diskutiert.

Zugleich läuft die Hoch­rüs­tung auch in der Kri­se unge­bremst wei­ter. Für 7,5 Mil­li­ar­den Euro sol­len nach dem Wil­len der Kriegs­mi­nis­te­rin Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er bald 30 US-Atom­bom­ber für die Bun­des­wehr gekauft wer­den. Die „Ärz­tin­nen und Ärz­te für die Ver­hü­tung des Atom­krie­ges“ (IPPNW) haben aus­ge­rech­net, dass für die­ses Geld statt­des­sen 100.000 Inten­siv­bet­ten, 30.000 Beatmungs­ge­rä­te sowie die Gehäl­ter von 60.000 Pfle­ge­fach­kräf­ten und von 25.000 Ärz­tin­nen und Ärz­te für ein Jahr finan­ziert wer­den könn­ten. Wir for­dern: Schluss mit der Auf­rüs­tung! Mehr Geld für die Gesundheit!

Auch in die­sem Jahr steht die DKP unter schwie­ri­gen Bedin­gun­gen an der Sei­te aller Lohn­ab­hän­gi­gen. Auch in die­sem Jahr ist der 1. Mai der Tag unse­res gemein­sa­men Kamp­fes. Und auch in die­sem Jahr kämp­fen wir dabei für bes­se­re Löh­ne und Arbeits­be­din­gun­gen und für eine Welt ohne Krieg, Aus­beu­tung und Unterdrückung.

Auf einen kämp­fe­ri­schen 1. Mai! Hoch die inter­na­tio­na­le Solidarität!

DKP Rhein-Kreis Neuss